ABGEGRENZT

ein Kulturhauptstadtprojekt der Kath. Tageseinrichtung für Kinder, St. Lambertus, Essen-Rellinghausen und des artelier berlin

Skulpturen und Lyrik zur deutsch-deutschen Geschichte

ABGEGRENZT war ein Mammutprojekt des Künstlers Thorsten Stegmann anlässlich des 15. Jahrestages des Mauerfalls am 9. November 2004. Im Rahmen einer großen Einzelausstellung in Essen-Borbeck präsentierte er über 20, teils großformatige Skulpturen aus Marmor, Kalkstein und Granit. Schätzungsweise über 2000 Stunden hat er daran in den Jahren zuvor gearbeitet. Zusätzlich belebte Stegmann die Skulpturen mit Lyrik. Jedem abstraktem oder figürlichem Kunstwerk war ein Gedicht aus seiner Hand auf dem Laib geschrieben. Weiterhin informierten seine Texte über die geschichtlichen Hintergründe, die jeder Skulptur, jedem Gedicht vorausging. Der Kniefall Willy Brandts, der Grenzturm, das Westpaket, der Tränenpalast, Brandts Rücktrittsbrief oder Rabe Mefisto als Stasi-Vogel, Stegmann traf ins Herz deutsch-deutscher Verletzlichkeiten. Riesige marmorne Hände, teils blutverschmiert, die Arbeiten ,,zerquetschte Träume“, ,,Der kalte Hals“ oder ,,Linker Handschlag“ waren ebenso von brutaler Wirklichkeit wie die Skulptur ,,Das Warten auf die Angst“. Stegmann arbeitete den kauernden Bert Brecht als ,,Der Zweifler“, Brechts Frau, die begnadete Theaterschauspielerin Helene Weigel als ,,Die Heilige Weigel der Schlachthöfe“ sowie Günter Grass und Wolf Biermann in ,,Grass, Biermann, das Ei und der Bart“ aus den schweren Steinblöcken heraus.

Die mit 2,5 Tonnen schwerste Skulptur ,,Als die Freude Löcher kannte“ zeigte nicht nur das Fußballwunder von Bern, sondern auch die politischen Gefangenen in DDR-Gefängnissen. Sie feierten nämlich 1954 den WM-Sieg der BRD über Ungarn als Sieg über den Sozialismus – ein langer Weg. Ein 3000-Auflage starker Katalog von Thorsten Stegmann zu seinen Werken und Gedichten war nach Beendigung der dreiwöchigen Kunstausstellung ausverkauft – der komplette Erlös kam der Rettung der Anna Amalia Bibliothek in Weimar zugute. ABGEGRENZT bewegte die Besucher, noch einmal zeigte er sie 2006 zur Eröffnung seines artelier berlins. Bis dahin hatten über 5000 Interessierte Stegmanns Kunstwerke zur deutsch-deutschen Geschichte gesehen und seiner Lyrik während Lesungen zugehört.